Letztes Update: 3. Februar 2022
Für die einen mag das schwarze Gold die gute alte Langspielplatte sein, für die anderen besitzt aber insbesondere der Kaffee diese besondere Zuschreibung. Tatsächlich ist Deutschland ein Kaffeeland: Nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes aus Hamburg ist der Kaffee hierzulande das Getränk Nummer 1. Im vergangenen Jahr trank der Bundesbürger im Durchschnitt 165 Liter Kaffee und damit deutlich mehr als Wasser (140 Liter) oder Bier (107 Liter).
Legende aus dem Königreich Kaffa
Das Getränk besitzt eine lange Tradition und ist der Legende nach im Südwesten des heutigen Äthiopien im sogenannten Königreich Kaffa entdeckt worden: Einem Hirten soll seinerzeit aufgefallen sein wie ein Teil seiner Ziegenherde, der von einem Strauch mit weißen Blüten und roten Früchten gefressen hatte, bis tief in die Nacht völlig munter war, wohingegen der andere Teil der Herde schon längst in den Schlaf gefallen war.
Der abessinische Hirte, der auf den Namen Kaldi gehört haben soll, probierte in der Folge selbst die Früchte des Strauches aus und stellte die belebende Wirkung fest – fortan bereiteten er und seine Kollegen aus der Pflanze einen Aufguss und konnten bis tief in die Nacht beten und meditieren.
Die aufputschende Wirkung von Kaffee ist unumstritten: Wer nach einer kurzen oder schlaflosen Nacht am frühen Morgen zu einer Tasse flüssigem schwarzem Gold greift, fühlt sich zumindest etwas wacher.
Monopolstellung der Hafenstadt Mokka
Bereits im 9. Jahrhundert soll die Kaffee-Pflanze in Kaffa entdeckt worden sein und von dort, angeblich über Sklavenhändler, im 14. Jahrhundert nach Arabien gelangt sein. Der in Arabien ab dem 15. Jahrhundert großflächig gestartete Kaffeeanbau brachte der Region eine Monopolstellung mit der Hafenstadt Mocha, die auch Mokka (heute: Mukha im Jemen) genannt wurde, als Handelszentrum.
Die Etymologie des Wortes Kaffee geht auf das arabische qahwa zurück, das neben Kaffee auch als Bezeichnung für Wein gilt. Über das Türkische (kahve) wanderte das Wort ins Italienische und wurde dort zu „caffè“, ehe die französische Form café entstand, die ohne Änderungen ins Deutsche übernommen und lediglich in der Schreibform landestypisch angepasst wurde.
Deutschlands erstes Kaffeehaus
Nach Deutschland sollen die ersten Kenntnisse über Kaffee durch den Augsburger Arzt Leonhard Rauwolf gekommen sein, der 1573 im syrischen Aleppo den Kaffee probierte und später über seine Erfahrungen berichtete. Jedenfalls setzte die Verbreitung des Getränkes in Europa im 17. Jahrhundert ein, als sich erste Kaffeehäuser gründeten.
1673 entstand das erste Kaffeehaus Deutschlands in Bremen, zuvor gab es bereits solche in Venedig (1645) oder London (1650). Die Stadt Wien, inzwischen weltweit eine Kaffeehaus-Hochburg, erwischte einen verhältnismäßigen Spätstart: In der österreichischen Metropole öffnete das erste Kaffeehaus seine Pforten erst im Jahre 1685.
Zum Kaffee gesellt sich schnell der Kuchen
Mit der Entstehung der Kaffeehäuser begann auch die Tradition, den Kaffeegenuss zu ergänzen: Gebäck und Kuchen, gelegentlich auch Früchte, wurden angeboten – in Deutschland setzte sich die Kombination von „Kaffee und Kuchen“ auch zügig in der Umgangssprache durch. Gerne wurde in den Nachmittagsstunden nicht nur an den Herrschaftshäusern zu Kaffee und Kuchen geladen, eine Entwicklungslinie, die sich bis heute in allen Gesellschaftsgeschichten fortgesetzt hat.
Auch die Dichter und Musiker entdeckten den Kaffee. Lessing bezeichnete ihn in der Minna von Barnhelm als „den lieben melancholischen Kaffee“, Goethe attestierte im achten Buch von Dichtung Wahrheit dem Getränk schon fast eine psychedelische Wirkung. Von Goethe soll die Idee stammen, die Bohnen zu destillieren, wodurch der Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge das Coffein entdeckte und damit das Rätsel der anregenden Wirkung löste.
Am breiten Kaffeekonsum machte sich auch Skepsis breit: Carl Gottlieb Hering (1766-1853) komponierte den Kanon „C-a-f-f-e-e, trink nicht so viel Kaffee“ mit den sechs Anfangstönen C-A-F-F-E-E. Der Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhunderts aufkeimenden Kritik begegnete Johann Sebastian Bach mit seiner 1734 komponierten Kaffeekantate mit Humor.
Hohe wirtschaftliche Bedeutung
Die wirtschaftliche Bedeutung von Kaffee ist enorm: Für Entwicklungsländer ist er einer der wichtigsten Handelsprodukte, für das Land Osttimor ist er beispielsweise überhaupt das einzige Exportgut.
Die „Food and Agriculture Organization of the United Nations“ (FAOSTAT) gibt an, dass im Jahr 2011 weltweit rund 8,46 Millionen Tonnen (t) Rohkaffee geerntet wurden. Die Top 5 sind dabei Brasilien (2,70t), Vietnam (1,27t), Indonesien (0,63t), Kolumbien (0,46t) und Äthiopien (0,37t).
Noch immer geht nur ein geringer Teil des vom Endverbraucher gezahlten Preises an das Anbauland selbst, wodurch das Einkommen der Kaffeebauern und ihren Plantagenarbeitern nicht ausreicht. Im sogenannten „Fairen Handel“ (Fair Trade) wird versucht, diese schwierige wirtschaftliche Lage der Produzenten im gesamten Handelsprozess zu verbessern.
Dazu kommt ein weiterer Markt durch eine Fülle an Produkten, die zu Kaffeeweiterverarbeitung geeignet sind, von Kaffeevollautomaten über günstigere Kaffeekapselmaschinen. Die dafür benötigten Kapseln stammen von großen Herstellern und machen heute einen großen Teil des Kaffeemarktes aus.
Ist Kaffee schädlich?
Neue Studien belegen: “Gesamtkomplex Kaffee gesundheitlich unbedenklich”
Frühere medizinische Untersuchungen brachten ordneten den Kaffee als gesundheitsschädlich ein, da dieser den Insulinspiegel, den Blutdruck und den Blutzucker erhöhe, den Körper entwässere und insgesamt das Herz-Kreislauf-System beeinträchtige.
Jüngere Studien zeigen allerdings, dass Kaffee ganz und gar nicht ungesund sein soll. Thomas Hofmann, Direktor des Instituts für Lebensmittelchemie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, betont: „Die Aussage, dass Kaffee generell schädlich sei, ist heute nicht mehr haltbar.
Früher hat man zum Teil negative Wirkungen einzelner Kaffeeinhaltsstoffe auf den Gesamtkomplex Kaffee übertragen“. Auch zeigen aktuelle Studien, dass die angenommene entwässernde Wirkung des Kaffees wissenschaftlich unhaltbar ist.
Kaffee und Kuchen lassen sich in Maßen also ziemlich unbeschwert genießen.
Quellen:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/ernaehrung-die-wunderbohne-a-399983.html
http://www.tag-des-kaffees.de/
http://www.kaffeeverband.de/
http://faostat.fao.org/
http://kleine-kaffeeroesterei.de/