Letztes Update: 6. März 2022
Kräuter gibt es in allen Variationen. Ob frische Kräuter, getrocknete Kräuter, als Pulverextrakt oder in Pillenform als sogenannte Herbals. Auch bereits verarbeitete Kräuter beispielsweise in der Kosmetik oder als Nahrungsergänzungsmittel finden häufig ihren Einsatz. Doch was sind die Vor- und Nachteile der jeweiligen Darreichungsform. Haben getrocknete Kräuter weniger Vitamine und Wirkstoffe als frische? Und sind konzentrierte Kräuterextrakte bedenklich für die Gesundheit? Wir wollen im folgenden Artikel mit Vorurteilen aufräumen und Klarheit darüber schaffen, welche Art für welchen Einsatzzweck am geeignetsten ist.
Frische Kräuter
Frische Kräuter haben das Maximum an Inhaltsstoffen, Mineralien und Vitaminen. So könnte die Annahme lauten, wenn es um die Effizienz von Kräutern geht. Doch ist dies wirklich der Fall? Bei frisch geernteten Heilpflanzen sind einige Faktoren für deren Wirkstoffgehalt entscheidend.
Das wichtigste ist die richtige Erntezeit. Hier hat bereits Maria Treben einige Vorschläge unterbreitet, die wichtig sind. So sollen beispielsweise Blüten stets zur Beginn der Blütezeit geerntet werden, Blätter in der Mitte der Blütephase, Früchte zum Reifezeitpunkt und Wurzeln entweder im Frühjahr oder im Herbst, jeweils vor und nach der Keimzeit.
Beachtet man dies, so hat man tatsächlich ein Maximum an Inhaltsstoffen. Jedoch gestaltet sich dies im Alltag eher schwierig. Denn es fehlt oft die Zeit zur Beschaffung der frischen Kräuter und man bekommt die saisonalen Gewächse natürlich nur zu ihrer jeweiligen Erntezeit. Wann diese für das jeweilige Kraut ist, erfahren Sie in unserem umfassenden Sammelkalender, in dem alle Kräuter nach Monaten sortiert aufgeführt sind.
Wer jedoch ganzjährig auf Heilkräuter zurückgreifen möchte, der ist quasi gezwungen, alternative Darreichungsformen zu verwenden. Außerdem halten sich frische Kräuter natürlich nicht sehr lang und verwelken schnell.
Eine zügige Zubereitung ist daher unumgänglich. Diese Nachteile täuschen natürlich nicht gänzlich darüber hinweg, dass besonders der Geschmack bei frischen Kräutern am ausgeprägtesten ist. Deshalb gilt, zum Kochen eignen sich frische Kräuter oftmals am besten. Wichtig ist dabei nur, dass man sie am Ende zum Gericht dazugibt, um sie nicht zu verkochen und so die molekulare Struktur und die wichtigen Wirkstoffe zu verkochen.
Auch besteht die Möglichkeit, frische Kräuter einzufrieren. Jedoch sei angemerkt, dass der rohe Verzehr danach unter Umständen nicht mehr zu empfehlen ist, und aufgetaute Kräuter werden schnell matschig und verlieren ihr Aroma. Dennoch ist es nicht verkehrt, einige Küchenkräuter im Gefrierfach aufzubewahren, wenn sie vorher frisch waren.
Pro
- Intensivster Geschmack und Geruch
- Wenn richtig geerntet, maximaler Wirkstoffgehalt
Contra
- Nicht immer verfügbar
- Kurze Haltbarkeit
- Teurer als getrocknete Kräuter
- Qualität nicht immer hoch
- Ausgefallene Kräuter gar nicht frisch verfügbar
Wie man sieht sind abgesehen vom Geschmack doch einige Faktoren vorhanden, die für die Verwendung von getrockneten Kräutern und Herbals sprechen.
Getrocknete Kräuter
Getrocknete Kräuter verlieren beim richtigen Trocknungsvorgang vor allem eins, nämlich Wasser. Werden Sie in einem trockenen Raum mit Zimmertemperatur getrocknet, so bleiben die Wirkstoffe enthalten. Jedoch geht das natürlich nur für Pflanzen, die noch im getrockneten Zustand einsetzbar sind. Beispielsweise Aloe Vera lebt von ihrer Feuchtigkeit, und eignet sich somit kaum zur Trocknung.
Weiterhin kann der Trocknungsvorgang problematisch werden. In einem zu feuchten Raum können die Heilkräuter anfangen zu schimmeln. Es ist also wichtig, die richtigen Kräuter zu Trocknen. Da sie allerdings durch die Trocknung sehr viel Gewicht verlieren, ist die Handhabung und Aufbewahrung deutlich einfacher. So gibt es die getrockneten Kräuter viel günstiger (in Relation zum Gewicht der frischen Kräuter) und auch der Versand gestaltet sich einfacher.
Die Haltbarkeit wird drastisch verlängert und so sind auch saisonale Kräuter stets verfügbar. Aufgebrüht als Tee oder als Gewürz sind getrocknete Heilpflanzen immer noch reich an Inhaltsstoffen und verbreiten in Relation zu ihren frischen Gegenstücken ein intensiveres Aroma.
Pro
- Lange Haltbarkeit
- Weniger Gewicht
- Stets verfügbar
- In Gewichtrelation höherer Wirkstoffgehalt
- Hohe Qualität durch richtigen Erntezeitpunkt (auf Produkt achten)
Contra
- Verändertes Aroma
- Andere Konsistenz (für Kosmetik teilweise schlechter Einsetzbar)
- Ätherische Öle gehen teilweise verloren durch Trocknung
Herbals und andere Kräuterprodukte
Insbesondere empfindliche Haut reagiert schnell gereizt auf starke äußere Einflüsse. Waschgel, Weichspüler oder sonstige Produkte, die in direktem Kontakt mit der Schutzhülle unseres Körpers stehen, können zu Juckreiz oder allergischen Reaktionen führen.
Mit naturkosmetischen Produkten kann sich das Risiko von Hautirritationen minimieren – doch auch beim Griff zu sogenannten „Herbals“ sind einige Faktoren zu beachten: Denn nicht überall, wo Natur drauf steht, steckt auch Natur drin.
BDIH-Siegel als Gütekriterium
Insofern sollte bei der Auswahl zunächst herausgefunden werden, ob das Produkt über das Prüfzeichen des Bundesverbands der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel (BDIH) verfügt. Dieses BDIH-Siegel stellt bereits seit Februar 2001 eine vertraute Konstante im seitdem immer größer gewordenen Angebot an natürlichen, pflanzlichen und biologischen Kosmetika dar.
Das Prüfzeichen garantiert, dass für die Herstellung ausschließlich Rohstoffe eingesetzt wurden, die den strengen Vorgaben gerecht werden. Unabhängige Kontrollinstitute überprüfen die angemeldeten Naturkosmetikprodukte auf ihre Inhaltsstoffe und Zusammensetzung. Seit der offiziellen Einführung des Prüfsiegels sind bis heute nach BDIH-Angaben 7.600 Produkte kontrolliert worden.
Harmonisierung von Körper, Seele und Geist
Durch die regelmäßige Kontrolle und das bei erfolgreicher Prüfung verliehene Gütesiegel sorgen dafür, dass Naturkosmetik ihren Zweck erfüllt, nämlich die Harmonisierung von Körper, Seele und Geist ganz ohne Nebenwirkungen belebt.
Bei Produkten, die das Prüfzeichen „Kontrollierte Naturkosmetik“ vorweisen, werden ausschließlich natürliche Rohstoffe wie pflanzliche Öle, Fette, Wachse, Kräuterextrakte, Blütenwasser, ätherische Öle und Aromen aus kontrolliert biologischem Anbau oder einer Wildsammlung verwendet.
Naturphilosophie der Hersteller beachten
Die Hersteller fühlen sich ihrer Umwelt verpflichtet und betrachten die ökologische Veträglichkeit ihrer Produkte als Basis für ihre Arbeit. In umwelt- und ressourcenschonenden Herstellungsverfahren und durch den Einsatz recyclebarer Verpackungsmaterialien wird unter dem Label der Nachhaltigkeit produziert. Die Zertifizierung und Vermarktung der englischen Variante des Logos findet auf weltweiter Ebene durch die International Organic and Natural Cosmetics Corporation (IONC GmbH) statt.
Noch keine eindeutige Definition
Bislang ist der Begriff der Naturkosmetik trotz aller Bemühungen allerdings noch nicht eindeutig rechtlich definiert und geschützt. Einigkeit besteht bereits aber darüber, dass durch allgemeine Regelungen die Verwendung von Ployethylenglykol (PEG), Silikon, Parabene, synthetischen Duftstoffen, Paraffinen und weitere Erdölprodukte ausgeschlossen ist.
Laut Europarat bilden die pflanzliche, tierische oder mineralische Rohstoffherkunft, die Vermeidung gesundheitsgefährdender Verunreinigungen und die Beschränkung der Verarbeitung auf physikalische, mikrobiologische und enzymatische Methoden die Basis für Naturkosmetik.
Wichtige Inhaltsstoffe für naturkosmetische Produkte sind Öle, Fette und Wachse wie Arganöl, Olivenöl, Sojaöl, Sheabutter, Kakaobutter oder Bienenwachs. Als Rohstoff spielt auch Zucker eine bedeutende Rolle, fermentativ gewonnenes Ethanol kommt in Deodorant oder Parfums zum Einsatz.
Gewünschtes Maß an Natur?
Bereits im Jahr 1997 wurde die Naturkosmetik-Richtlinienarbeit durch die ICADA (International Cosmetic and Detergents Association) begonnen, um authentische Naturkosmetikfirmen von profitorientierten Unternehmen mit fehlender Naturphilosophie zu unterscheiden. Die ICADA-Richtlinie entspricht im fachlichen Inhalt im Prinzip den europäischen Bio- und Naturkosmetikrichtlinien.
Es gibt weitere Gütekriterien und Label im Bereich der Naturkosmetik – bei der Auswahl ist es wichtig, sich mit den verschiedenen Prüfzeichen vertraut zu machen, um sicherzugehen, dass sich auch das gewünschte Maß an Natur im Produkt befindet.